Tempus fugit – die Zeit flieht!
Das Pfarrhaus St. Sebastian
Von der Denkmalpflege des Kanton Aargau ist der Ursprung und die Geschichte des Vorgängerbaus nicht näher bezeichnet. Im “ausserordentlich tiefen Keller”, der nun als Rebberg Zendo für die tägliche Meditationspraxis verwendet wird, sind in die Decke massive Eisenhaken eingelassen. In die Mauern ist hinter den Fenstern je ein Lüftungskanal eingelassen, welche mit einem Eisenschieber die Luftzufuhr regulieren konnten. Beides deutet auf die Verwendung als Trocknungsanlage für Agrikultur-Güter hin, welche wohl recht umfangreich eingesetzt wurde.
Beschreibung der kantonalen Denkmalpflege aus dem Jahr 1966 anlässlich der Inventarisierung
Allseits symmetrisch gegliederter Mauerbau durch Blasius Balteschwiler 1824-1826 erbaut. Seine nord- und südwärts gewandten Breitfassaden sind je fünf-, seine Schmalseiten je zweiachsig angelegt. Das grossflächige Walmdach trägt auf den Hauptschrägen zwei verschindelte Lukarnen. Die Fenster mit nürchternen Blocksimsen versehen, wahren einheitliche Abstände; die axialen Eingänge sind rechteckig eingefasst und von schnittigen Simsen überhöht; das Dach setzt über geradem Himmel an und bleibt ungeknickt. Lediglich auf der Nordseite wird die rigorose Fenstersequenz in den beiden äussersten Achsen durch vier extrem schmale Rechtecklichter aufgelockert. Besondere Schmuckmotive bilden die feinen Eckpilaster mit Sichtfugen, die Biedermeier-Türen, zwei gieblig verdachte Sichtbacksteinkamine auf den Firstenden und ein südseitiges Fassadenrelief mit dem infulierten Wappen des klösterlichen Bauherrn.
Das Dach ruht auf einem statisch überdimensionierten, liegenden Stuhl, der unter den Walmen aus je drei Halbbindern konstruiert ist. Im Hausinnern sind Stuckdecken mit breiten Orthogonal rahmen und Eckrosetten aus der Bauzeit erhalten, ferner eine Vielzahl von Nussbaum- und Weichholztüren sowie ein Treppengeländer mit Stützgliedern in der Form paarweise verhängter Schlaufen.
Der vom Vorläuferbau übernommene, ausserordentlich tiefe Keller birgt ein ovales Weinfass mit dem reich verzierten, geschnitzten Wappen des Wettinger Abtes Benedikt Geygis sowie dem Datum 1809
Ehemalige Hochaltarbilder der Kirche St. Sebastian
Der historische Charme des Pfarrhauses wird durch Ölgemälde im Eingangsbereich und Treppenhaus vermittelt. Eines der Bilder zeigt die weihnächtliche Anbetung der Hirten. Dieses Bild stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde als Hochaltarbild in der Kirche verwendet. Das zweite ehemalige Hochaltarbild aus derselben Epoche hängt im Treppenhaus und zeigt Mariä Himmelfahrt. Ein Drittes, nicht inventarisiertes Bild, zeigt die Maria mit segnend ausgebreiteten Armen und der Inschrift “Oh Maria ohne Sünd’ empfangen bitt für uns die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen!”
Die Gartenpavillons und Umfassungsmauer
Die beiden Gartenpavillons und die Umfassungsmauer wurden gemäss dem Inventar der Denkmalpflege im gleichen Zeitraum wie das gegenwärtige Pfarrhaus errichtet. Die Häuschen werden momentan als Lager genutzt.
Der Pfarrhausgarten
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Übung:
Die Pfarrhausanlage hat eine lange Tradition. Schon vor 1824 als das Pfarrhaus in dieser Form errichtet wurde, bestand eine Anlage. Verbinde dich mit der Geschichte dieses Orts. Wo waren deine Vorfahren zu der Zeit als diese Anlage gebaut wurde? Spürst du den Hauch der Zeit, der hier über die Generationen hinweg weht?
Dies ist eine der Stationen im Garten der Stille, innerhalb des Pfarrhausgartens St. Sebastian in Wettingen.